Faktencheck Mandeloperation

Die Entfernung der Gaumenmandeln ist die häufigste Leistung der HNO-Abteilungen in Deutschland. Die vollstationäre Operation wird je nach Wohnort der Kinder und Jugendlichen unterschiedlich oft durchgeführt. Der Faktencheck Mandeloperation hat Unterschiede bis zum achtfachen festgestellt.


In Schweinfurt wird achtmal häufiger operiert als in Sonneberg

In Deutschland werden jährlich 48 von 10.000 Kindern und Jugendlichen die Gaumenmandeln entfernt. Innerhalb Deutschlands gibt es jedoch frappierende Unterschiede: Während zwischen 2007 und 2010 im Durchschnitt pro Jahr beispielsweise nur 14 von 10.000 Kindern und Jugendlichen aus dem Landkreis Sonneberg in Thüringen operiert wurden, waren es in der nicht weit entfernten Stadt Schweinfurt fast achtmal so viele (109). Das zeigt der Faktencheck Mandeloperation auch anhand interaktiver Deutschland-Karten.

Je dunkler die Färbung der Kreise, desto mehr Kindern und Jugendlichen wurden die Gaumenmandeln entfernt.

Ärzte bewerten Notwendigkeit der OP unterschiedlich

Seit August 2015 gibt es eine Leitlinie zur „Therapie entzündlicher Erkrankungen der Gaumenmandeln – Tonsillitis“, die eine gewisse Orientierung bietet. Es besteht jedoch weiterhin dringender Forschungsbedarf, um den Wert der Tonsillektomie gegenüber der nichtoperativen Therapie sicher genug einschätzen zu können. Entscheidungsgrundlagen, wann eine Entfernung der Gaumenmandeln sinnvoll ist und dem Kind wirklich Nutzen bringt, bleiben unzureichend. Dies führt anscheinend zu lokal unterschiedlichen Bewertungen und Operationsentscheidungen der Ärzte. Bei der Teilentfernung der Gaumenmandeln (Tonsillotomie) wird das Problem besonders deutlich. Hier gibt es Unterscheide bis zum 58-fachen zwischen den Kreisen. 

Stationäre Angebotsstrukturen beeinflussen die OP-Rate 

Wie die Studie außerdem zeigt, spielt für die Operationshäufigkeit auch die Situation der HNO-Kliniken vor Ort eine Rolle. Kinder aus Kreisen, in denen eine oder mehrere große HNO-Kliniken diesen Eingriff vornehmen, werden häufiger operiert. Häufiger operiert wird auch in Kreisen, in denen Belegabteilungen einen größeren Anteil an der Versorgung leisten. 

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