Faktenbox HPV-Impfung

Jede medizinische Behandlung bringt Nutzen und Risiken mit sich. Diese Faktenbox kann Sie bei Ihrer Entscheidung und der Vorbereitung des Arztbesuchs unterstützen.

Es gibt häufig mehrere Behandlungsmöglichkeiten. Ihre eigenen Bewertungen von Nutzen und Risiken der jeweiligen Maßnahmen sind wichtig für die richtige Entscheidung. Diese Faktenbox hilft Ihnen, Nutzen und Risiken der HPV-Impfung abzuwägen. Sie zeigt, ob durch die Impfung weniger Personen an Zellveränderungen und Genitalwarzen erkranken und wie häufig Nebenwirkungen auftreten. Die Informationen und Zahlen stellen keine endgültige Bewertung dar. Die Zahlen in der Faktenbox basieren auf den derzeit besten wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Die HPV-Impfung soll die Entstehung von HPV-Infektionen, die zu Gebärmutterhalskrebs führen können, verhindern.

Gebärmutterhalskrebs ist ein langsam wachsender Krebs, der unter anderem auf sexuell übertragbare Infektionen zurückgeführt werden kann. In den allermeisten Fällen werden Gebärmutterhalskrebs und seine Vorstufen durch dauerhafte Infektionen mit humanen Papillomaviren (HPV) verursacht. Ein Großteil der sexuell aktiven Frauen und Männer infizieren sich einmal im Laufe ihres Lebens mit HPV. Es gibt mehr als 150 verschiedene Typen des HP-Virus.
Bei HPV 6 und 11 handelt es sich um sogenannte Niedrigrisikotypen. Sie können Feigwarzen in der Scheide, an den Schamlippen, im Damm- oder Afterbereich oder beim Mann zusätzlich an Penis und Hodensack verursachen. Bei HPV 16 und 18 handelt es sich hingegen um sogenannte Hochrisikotypen, die bei ca. 70 bis 90 von 100 Frauen mit Gebärmutterhalskrebs vorliegen.
Bei einer dauerhaften Infektion mit HPV können sich bei Frauen sogenannte zervikale intraepitheliale Neoplasien (CIN) entwickeln. Dabei handelt es sich um mögliche Krebsvorstufen, die je nach Schweregrad von 1 bis 3 bewertet werden. CIN 3 sind schwere Zellveränderungen und damit die unmittelbaren Vorstufen des Gebärmutterhalskrebses. Ca. 5 bis 10 von 100 Frauen, deren HPV-Testergebnis mindestens zwei Jahre lang positiv ist, entwickeln eine Krebsvorstufe oder Gebärmutterhalskrebs. Bei Männern nennen sich die Zellveränderungen penile intraepitheliale Neoplasien (PIN).

Für einen effektiven Impfschutz empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) für Mädchen zwischen 9 und 14 Jahren zwei Impfungen im Abstand von 6 Monaten. Für Jugendliche über 14 wird eine dreifache Impfung empfohlen, wobei zwischen der ersten und der zweiten Dosis ein Monat liegen sollte. Die Impfung sollte möglichst vor dem ersten Geschlechtsverkehr stattfinden, um die Möglichkeit einer bereits bestehenden HPV-Infektion auszuschließen.

Die humanen Papillomaviren (HPV) können auch die Geschlechtsorgane von Jungen und Männern infizieren, jedoch seltener als bei Frauen. Die Entzündungen können zu HPV-assoziierten Läsionen (Hautveränderungen) am Penis sowie zu Penis- und Analkrebs führen. Die HPV-Impfung schützt gegen Krebsvorstufen und Genitalwarzen. Derzeit laufende Studien untersuchen, wie viele Männer geimpft werden müssten, damit Frauen bei geringer Impfteilnahme vom Impfschutz der Männer profitieren würden.

Gegen Infektionen mit HPV sind in Deutschland zwei Impfstoffe zugelassen: Gardasil® und Cervarix®. Beide schützen vor den HPV-Typen 16 und 18 und Gardasil® zusätzlich vor den HPV-Typen 6 und 11.
Die Informationen zum Nutzen und zu Risiken der HPV-Impfung in dieser Faktenbox beziehen sich nur auf den Impfstoff Gardasil®.    

Die Zahlen zum Nutzen der HPV-Impfung beziehen sich auf Frauen und Männer zwischen 16 und 26 Jahren, die eine HPV-Impfung mit dem Impfstoff Gardasil® oder eine „Scheinimpfung“ (Placebo) erhielten.
Die Zahlen zu den Risiken der Impfung beziehen sich auf Mädchen und Frauen zwischen 9 und 26 Jahren, die eine HPV-Impfung mit dem Impfstoff Gardasil® oder eine „Scheinimpfung“ (Placebo) erhielten. Anders als die Zahlen zum Nutzen, beziehen sich die Zahlen zu den Risiken nur auf jene Mädchen und Frauen, welche unmittelbar nach der Impfung zwei Wochen lang beobachtet werden konnten. Könnte man hingegen alle Geimpften betrachten, wären kleine Schwankungen der Zahlen zu erwarten. Die Effekte sind davon unbenommen.

Nutzen

Wie viele Frauen entwickelten nach ca. 3 ½ Jahren schwere Zellveränderungen (CIN 3)?

Wie viele Frauen entwickelten nach ca. 3 ½ Jahren schwere Zellveränderungen (CIN 3)?

Wie viele Frauen erkrankten in einem Zeitraum von ca. 3,5 Jahren nach der Impfung an Genitalwarzen?

Wie viele Frauen erkrankten in einem Zeitraum von ca. 3,5 Jahren nach der Impfung an Genitalwarzen?

Wie viele Männer erkrankten nach ca. 3 Jahren an Genitalwarzen?

Wie viele Männer erkrankten nach ca. 3 Jahren an Genitalwarzen?

Wie viele Männer entwickelten nach ca. 3 Jahren mäßige bis schwere Zellveränderungen (PIN 2 oder PIN 3)?

In den Vergleichsgruppen gab es keinen Unterschied. Es entwickelte jeweils weniger als 1 von 100 Personen mäßige bis schwere Zellveränderungen.


Risiken

Bei wie vielen Frauen wurde ein Jahr nach der Impfung eine sexuell übertragbare Krankheit (z. B. Chlamydien, Syphilis), gegen die die Impfung nicht schützt, gefunden?

In den Vergleichsgruppen gab es keinen Unterschied. Es wurde jeweils bei weniger als 1 von 100 Frauen eine sexuell übertragbare Krankheit gefunden, gegen die die Impfung nicht schützt.


Bei wie vielen Frauen traten innerhalb der ersten fünf Tage durch die Impfung Schmerzen an der Einstichstelle auf?

Bei wie vielen Frauen traten innerhalb der ersten fünf Tage durch die Impfung  Schmerzen an der Einstichstelle auf?

Bei wie vielen Frauen traten Schwellungen an der Einstichstelle auf?

Bei wie vielen Frauen traten Schwellungen an der Einstichstelle auf?

Bei wie vielen Frauen traten Hautrötungen und Hautirritationen an der Einstichstelle auf?

Bei wie vielen Frauen traten  Hautrötungen und Hautirritationen an der Einstichstelle auf?


Bitte beachten Sie, dass die Zahlen keine endgültige Bewertung der Impfung darstellen. Die Größenordnung der Wirkungen basiert auf den derzeit besten medizinischen Erkenntnissen.

Bis dato kann die Anzahl von verhinderten Erkrankungen und Todesfällen durch Gebärmutterhalskrebs aufgrund mangelnder Langzeitdaten von geimpften Mädchen und Frauen nicht bestimmt werden. Jedoch bietet die HPV-Impfung einen gewissen Schutz gegen Genitalwarzen und Krebsvorstufen (CIN 1-CIN 3). Damit werden bei betroffenen Frauen operative Eingriffe verhindert. Außerdem sind die Risiken der HPV-Impfung gering.

Der HPV-Test kann durch einen Abstrich vom Muttermund ärztlich durchgeführt werden. Der HPV-Test wird aktuell in Deutschland von den GKV nur in bestimmten Fällen wie nach operativen Eingriffen aufgrund von Präkanzerosen oder Zervixkarzinom oder zur Abklärung bei auffälligen oder unklaren Befunden des PAP-Abstrichs finanziert. Da die verfügbaren Impfstoffe nicht gegen alle Gebärmutterhalskrebs verursachenden HP-Viren schützen, sollte dennoch die Wahrnehmung der Früherkennungsmaßnahmen in Betracht gezogen werden.

Kondome bieten einen Teilschutz gegen HPV-Infektionen.

Über diese Faktenbox

 

Die Faktenbox zur HPV-Impfung wurde vom Harding-Zentrum für Risikokompetenz, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung erstellt.

Quellen
 

Die Informationen in der Faktenbox wurden folgenden Quellen entnommen:

[1] Schiffman M, Solomon D. Cervical-cancer screening with human papillomavirus and cytologic cotesting. N Engl J Med 2013;369(24):2324–2331. doi:10.1056/NEJMcp1210379
[2] Dillner J, Kjaer SK, Wheeler CM, et al. Four year efficacy of prophylactic human papillomavirus quadrivalent vaccine against low grade cervical, vulvar, and vaginal intraepithelial neoplasia and anogenital warts: randomised controlled trial. BMJ 2010;341:c3493. doi:10.1136/bmj.c3493
[3] U.S. Food and Drug Administration. Gardasil Package Insert. 2015.http://www.fda.gov/downloads/BiologicsBloodVaccines/Vaccines/ApprovedProducts/UCM111263.pdf (accessed 9 Dec2015).
[4] Jena AB, Goldman DP, Seabury SA. Incidence of sexually transmitted infections after human papillomavirus vaccination among adolescent females. JAMA Intern Med 2015;175:617. doi:10.1001/jamainternmed.2014.7886
[5] Kjaer SK, Sigurdsson K, Iversen O-E, et al. A pooled analysis of continued prophylactic efficacy of quadrivalent human papillomavirus (Types 6/11/16/18) vaccine against high-grade cervical and external genital lesions. Cancer Prev Res Phila Pa 2009;2:868–78. doi:10.1158/1940-6207.CAPR-09-0031
[6] Markowitz LE, Dunne EF, Saraiya M, et al. Human papillomavirus vaccination: recommendations of the Advisory Committee on Immunization Practices (ACIP). MMWR Recomm Rep Morb Mortal Wkly Rep Recomm Rep Cent Dis Control 2014;63:1–30.
[7] Giuliano, AR, Palefsky, JM, Goldstone, S, et al. Efficacy of Quadrivalent HPV Vaccine against HPV Infection and Disease in Males. New England Journal of Medicine 2011, 364(5), 401-411. doi: 10.1056/NEJMoa0909537Aktualisiert: Februar 2016

Zuletzt aktualisiert: 29. Januar 2016

Haftungshinweis:

Diese Faktenbox wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt. Dennoch können wir keine Gewähr für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität der Inhalte geben. Gleiches gilt insbesondere für die Inhalte externer Links. Insbesondere ersetzt die Faktenbox keinen Arztbesuch oder eine ärztliche Beratung und Untersuchung. Die in den Faktenboxen veröffentlichten Informationen sollen Ihnen als Unterstützung für die Vorbereitung des Arztgespräches dienen.