Faktencheck Antibiotika
In manchen Regionen werden jungen Patienten dreimal so häufig Antibiotika verschrieben wie in anderen. Das belegt die Studie „Antibiotika-Verordnungen bei Kindern“ des Faktencheck Gesundheit.
In manchen Kreisen erhält jedes zweite Kind ein Antibiotikum
Antibiotika zählen zu den häufigsten verordneten Arzneimitteln im ambulanten Bereich. Der Faktencheck Gesundheit hat untersucht, ob es Unterschiede bei der Verschreibung von Antibiotika an Kinder und Jugendliche in Deutschland gibt. Die Analysen verdeutlichen, dass die Antibiotikagaben je nach Wohnort der Patienten stark variieren. So erhalten im Kreis mit der geringsten Verordnungsrate 19,3 % der Kinder und Jugendlichen ein Antibiotikum, im Kreis mit der höchsten Verordnungsrate sind es 52,5 % – also mehr als doppelt so viele. Betrachtet man nur die Verordnungen für die jüngere Altersgruppe sind die Unterschiede noch größer.
Kinder erhalten mehr Antibiotika als Erwachsene
Bundesweit wird jedem zweiten Kind zwischen drei und sechs Jahren mindestens ein Antibiotikum pro Jahr verschrieben, während jeder dritte Erwachsene ein Rezept erhält. Auf den interaktiven Deutschland-Karten ist abzulesen, wie viel Prozent der jungen Patienten in jedem der 412 deutschen Stadt- und Landkreise im Jahr 2010 ein Antibiotikum verordnet bekommen haben.
Unnötige Verordnungen
Besonders häufig werden Antibiotika bei akuter Mittelohrentzündung, fiebriger Erkältung und Grippe eingesetzt. Da es sich hierbei aber meistens um Virusinfekte handelt, helfen Antibiotika vielfach gar nicht. Werden Antibiotika zu häufig und unnötig eingenommen, besteht die Gefahr, dass sie keine Wirkung mehr zeigen, wenn sie wirklich notwendig sind. Die Zunahme von Antibiotikaresistenzen stellt eine der großen Herausforderungen der Medizin dar.
Unterschiede bei Facharztgruppen
Die Auswertung des Faktencheck Antibiotika zeigt auch, dass verschiedene Facharztgruppen unterschiedlich häufig verschreiben. Bei nicht eitrigen Mittelohrentzündungen, bei denen Antibiotika laut Leitlinien nur in Ausnahmefällen angezeigt sind, verordneten 9 Prozent der HNO-Ärzte, 17 Prozent der Kinderärzte, jedoch 33 Prozent der Hausärzte Antibiotika. Bei Lungenentzündungen, bei denen die Verordnung von Antibiotika angezeigt ist, stellten 80 Prozent der Kinderärzte, aber nur 66 Prozent der Hausärzte ein Rezept aus.
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24,3 %
weniger Kinderarztsitze soll es nach neuer Bedarfsplanung geben. Vor allem in Ostdeutschland (außer Berlin) und im Osten von Niedersachsen verschlechtert sich die Situation. Hingegen werden in Bayern und Baden-Württemberg mehr Arztsitze vorgesehen.